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Mittwoch, 10. November 2010

Etappen Bericht: Fotos siehe rechte Spalte





AUSTRALIA Joachim Oberföll DOWNUNDER
Crocodile Trophy 2010
19.-28.10.2010 The World`s longest and hardest MTB adventure for professionals and amateurs
Mit dem Mountainbike ging es 10 Tage durch den rauen Nordosten Australiens. Die Crocodile-Trophy gilt als das härteste, längste und abenteuerlichste MTB-Rennen der Welt! Auf den 10 Etappen mussten 1.200 Kilometer und über 12.000 Höhenmeter überwunden werden.
1. Etappe Cairns-Lake Tinaroo 98km/2.500hm
Der Start erfolgte direkt an der Strandpromenade von Cairns, bereits nach zehn Kilometern geht es steil Bergauf und wir tauchen ein in den atemberaubenden Australischen Regenwald. Immer steiler werden in der Folge die Anstiege und ein paar Mal geht es auch nur schiebend weiter. Umgeben von den ungewohnten lauten des unsichtbaren Getiers, läuft einem schon der ein oder andere Schauer über den Rücken! Nach gut zweieinhalb Stunden werden wir aus der feuchten Umgebung ausgespuckt. Weiter geht es auf sandigen Kraft raubenden Wegen, wo ich nach einem kapitalen Durchschlag am Hinterrad bei ca 40Km/h fast schon aus dem Rennen bin,weil ein ca.5cm langer Riss in der Reifenwand den Einbau des Ersatzschlauches unmöglich macht. Mit Hilfe eines ausgelutschten Gelbeutels , den ich auf der Innenseite des Reifens plaziere, kann ich aber die restlichen 50km mit wenig Luft, vorsichtiger Fahrweise und damit verbundenem Zeitverlust bis ins Ziel bewerkstelligen. 30 Kilometer vor dem Ziel dann noch ein 13 Kilometer langer, nicht endend wollender Anstieg auf 1.200 Meter (höchster Punkt Nord Queenslands).Und nach dem folgenden Downhill empfängt uns der idyllisch gelegene Lake Tinaroo. Wegen einer geschlossenen Parkpforte auf der Etappe und einer 1,5h Pause während der Etappe kommen wir aber alle viel später wie geplant an und es wird schon fast dunkel als wir unsere Zelte beziehen. Die Dusche ist unter freiem Himmel und wird direkt aus dem See gespeist. Immerhin gibt es Toiletten – 2 für die 70 männlichen Teilnehmer und eine für die 6 gestarteten Damen…dazu sind noch ca. genau so viele Begleitpersonen sowie Helfer des Veranstalters mit im Tross. Dieser erste Tag hat gleich extrem an meinen Kräften gezehrt, sowohl körperlich wie auch mental…und bei Dunkelheit wird von den mitgereisten Mechanikern mein Hinterrad auf Notubesystem umgebaut. Mit 4h Fahrzeit belegte ich heute trotz des Defektes Platz 6 in meiner Altersklasse.

2. Etappe Lake Tinaroo-Granite Gorge 71km/1.250hm
Die schöne Etappe durch den Danbulla State Forest beginnt gleich mit zwei sehr steilen Anstiegen bis zum ersten Verpflegungs-Depot, gefolgt von einem schönen Downhill und dann weiter gegen den Wind, allerdings auf guten Schotterwegen und die letzten Kilometer sogar auf Asphalt. Die Gegend im Zielbereich ist durch Vulkanausbrüche geprägt und erlaubt eine unvorstellbar schöne Aussicht. Auf dem Weg zu dem 300m entfernten Billabong (Bademöglichkeit) befinden sich viele Wollabies (kleine Kängurus)und Dingos die fast Hand zahm darauf warten gefüttert zu werden. Die Zeltsuche und Belegung, die Bikereinigung, das Säubern und Richten der 10 Trinkflaschen für morgen, Wäschewaschen sowie Abendessen sind fast schon Routine, wobei das meiste wieder wegen früh einbrechender Dunkelheit nur mit Hilfe der Stirnlampe möglich ist. Witzig auch dass die heimischen Landarbeiter die in Blech“Häusern“ gleich nebenan wohnen als Haustiere giftige Schlangen halten, die ohne Käfige im Geräteschuppen leben…keine 10meter von meinem Zelt weg… Mit den ersten Stars der Veranstaltung habe ich auch bereits Kontakt aufgenommen…Urs Huber,Bart Brentjens,Jan Kirsipu,Rene Haselbacher und einige weitere österreichische + holländische Profiradrennfahrer aus Profiteams sind mit am Start. Meine Fahrzeit heute 3H11min und Platz 5 in meiner Altersklasse.

3. Etappe Granite Gorge-Irvinebank 144km/2000hm
Heute ist bereits um 8Uhr Start. Die Königsetappe steht an. Zum offiziellen Startplatz hin werden die Bikes erstmal über die Felsen getragen.
Die ersten Kilometer nach dem Start beginnen noch auf guten Schotter Wegen, danach wird der Untergrund immer rauer und schwieriger zu befahren. Dann entwickelt sich das Ganze zu einer sehr anstrengenden MTB-würdigen Angelegenheit. Immer wieder technisch schwierige steile Anstiege und Abfahrten auf lockerem Schotter kosten richtig Körner. Ich fahre fast die ganze Strecke mit Michel, einem jungen Schweizer mit seinem Fully, der seit Jahren in Australien lebt und zeige Ihm was man auch mit dem Hardtail im Sattel schaffen kann. Knapp über 7 Stunden harte Arbeit bei zum Glück meist bewölktem Himmel und wieder Platz 5 in meiner Altersklasse, womit ich diesen Platz auch in der Gesamtwertung übernehme. Wir sind jetzt richtig im OUTBACK angekommen, heißt kein Handyempfang mehr…eine Dusche für alle Teilnehmer...dafür in der Nacht dann erstmals sternenklar und Vollmond…


4. Etappe Irvinebank-Chillagoe 157km/1.700hm

Es erwartet uns heute die längste Etappe und gleich nach dem Start zieht sich das Fahrerfeld an einem sehr langen Anstieg weit auseinander.

Die Belohnung erfolgt dann durch eine schöne, aber lange und selektive Abfahrt. Nach der Verpflegung am ersten Depot folgen wir einer alten Eisenbahnlinie zu einer ehemaligen Mine. Der Weg ist sehr rau, steinig und von Erosionen der Regenzeit durchzogen. Die letzten 60 Kilometer bis zum Ziel sind relativ flach und auf guten Wegen, aber es zieht sich doch bis die Kleinstadt Chillagoe mit seinen 450 Einwohnern endlich vor mir auftaucht. Vor allem die Hitze macht mir heute, neben dem ungeliebten Gruppen-/Windschattenfahren schwer zu schaffen. Nach 2h Fahrzeit sind meine Füsse so aufgequollen, dass mir die Zehennägel in den Schuhen wie abgeschält vorkommen…

Unser Camp befindet sich dafür auf einen Campingplatz der sogar mit einem Swimming-Pool und einem Pub mit Tiefkühltruhe (Eis/Cola…) aufwarten kann, was für mich inzwischen schon mit Schlaraffenland gleichzusetzen ist.

Die Etappe beende ich nach 6H25min wieder konstant auf Platz 5.inmitten der grossen Gruppe um die 1.Frau Abby Mc lennan,die mit ihren Edelhelfern gerade im Flachen ein gehöriges Tempo an den Tag legt,das mir auf Flachetappen gut reicht…

Herrlich ist auch die Möglichkeit ausgiebig zu duschen und Wäsche waschen zu können, auch wenn die gerade zum Trocknen aufgehängte Wäsche von einem Wolkenbruch nochmal gewaschen wurde…geschadet hat das nix bei dem Dreck und Staub hier…

Glück hatte der Helfer, der vom Dach eines 4 meter hohen Anbaus abrutschte, als er gerade wegen des erwarteten Regens Planen über unserem Essplatz aufhängen wollte, und dabei erst mit dem Rücken auf den Pavillon der Mechaniker fiel, was seinen Sturz etwas abbremste…

5. Etappe Chillagoe-Chillagoe 100km/1.000hm
Erstmals müssen wir morgens nicht hektisch nach dem Frühstück all unsere Sachen auf den Transport LKW packen und die Zelte räumen, denn die Etappe 5 führt auf Schotter 50 Kilometer in westlicher Richtung bis zu einem Wendepunkt und wieder zurück nach Chillagoe. Nach dem Start geht gleich richtig die Post ab, ich kann das Tempo in der „Abby“ Gruppe gut mitgehen. Nach dem Wendepunkt bläst uns der Wind ganz schön entgegen und zehrt an den Kräften. Eine typische „ flache“ Etappe…d.h. hier in Australien, dass die 1000Höhenmeter aus 50x 20Höhenmetern-Anstiegen bestehen, die es in ständigem Wechsel hoch und wieder runter geht, also ausruhen ist nicht. Wieder Platz 5 in 3H55min.
Abends gibt es Spaghetti mit irgendwelchen Fleischstückchen. Leider schafft es die „Küchencrew“ auch diese recht einfache Aufgabe wieder völlig zu versemmeln…Aber wer ausgehungert ist, ist für alles essbare dankbar…und in dem Pub, direkt neben meinem Zelt gibt es ganz geniessbare und riesige Burger, die ich am Tisch mit einem einheimischen Minenarbeiter verspeise, der uns alle einfach nur für völlig kirre hält…womit er wohl auch nicht ganz unrecht hat…In der Nacht finde ich , wie auch die Nächte zuvor keinen Schlaf…ob es an dem noch nicht völlig überwundenen Jetleg liegt, oder der klaren Vollmondnacht ? jedenfalls wandele ich irgendwann gegen 2Uhr mit meiner 2,5cm „Komfort“ Aufblasmatte und Schlafsack bewaffnet über den Campingplatz und finde an der Bikewaschanlage an einem schrägen Rasenstück meinen neuen Schlafplatz…zumindest für die nächsten 90 Minuten…
Und genau zu diesem Zeitpunkt verstirbt ein 59 jähriger Teilnehmer des 3 köpfigen Niederländischen Teams „Bike LIFE Roden“ an Herz-/Kreislaufversagen…

6. Etappe Chillagoe-Mt. Mullgrave 137km/1.100hm…neutralisiert…
Aus eben diesem tragischen Grund liegt an diesem Morgen nach Bekanntwerden der furchtbaren Nachricht eine gespenstische Stille über dem sonst so lebendigen Zeltlager…Vor allem als alle anderen Zelte zusammengefaltet am Boden liegen und nur noch ein einziges Zelt,- das mit dem Verstorbenen Fahrer und seinem Bike davor - aufgebaut stehen bleibt…Ein Anblick den ich nie vergessen werde… Denn obwohl wir erst 5Tage zusammen unterwegs waren, hatte doch jeder den Verstorbenen irgendwann gesehen oder gesprochen…Die Etappe wurde dann etwas verkürzt und neutralisiert gefahren. Die ersten 70 Kilometer auf rauen Schotterwegen führten uns durch eine hügelige Landschaft die einen eher an den Wilden Westen erinnert, auch einige Kühe stehen auf einmal auf der Strecke, die eigentlich ein Highway ist, vor mir und geben nur zögerlich den Weg frei. Lustig auch wenn die Monstertrucks entgegenkommen und minutenlang Staub in der Luft herumfliegt… Ich fahre ganz piano am Schluss mit den Damenteams und einem Herrenteam aus Cairns, mit denen ich mich gut unterhalte, was mir die 5 Stündige Fahrt bei bis zu 50Grad in der Sonne etwas erleichtert. In Gedanken sind wir aber alle ganz wo anderst… Im Ziel erwartet uns zur Abkühlung ein schönes Billabong! den wir in voller Montur entern…
Später sitzen die meisten bei Gitarrenmusik und Lagerfeuer idyllisch unter freiem Vollmondhimmel… Das Leben kann sehr schöne Seiten haben… wenn man zb bei der Crocodile Trophy die Begleitumstände ganz weit weg von jeder Zivilisation annimmt…wozu heute eben gehört, dass die sanitären Anlagen sehr spartanisch aus 4 Spaten und vielen Klopapierrollen bestehen, von denen man sich jeweils einen/eine schnappt und sich damit eben mal 50meter in die Pampa verdrückt…


7. Etappe Mt. Mulgrave-Laura 151km/1.100hm
Eigentlich die erste Nacht die ich gut und viel geschlafen habe, lag vielleicht auch an den Allergietabletten die mir ein anderer Solofahrer gegeben hatte. Die Etappe ist von Anfang bis zum Ende sehr hügelig, teils sandig und ausgefahren. Auf den ersten 60 Kilometern geht es noch an zwei Farmen vorbei, es folgen einige zum Teil bis hüfthohe Rivercrossings (Flussquerungen), die ich alle zu Fuss bewältige, nachdem sich auf der neutralisierten Etappe ein junger österreichischer Fahrer bei einer solchen Durchfahrt schwer verletzt hatte. Die letzten 60 Kilometer auf total kaputten Schotter Straßen und gegen einen scharfen Wind waren die Hölle, ich habe fast jeden Meter gezählt, bis ich endlich erschöpft das Ziel in Laura vor mir habe. Die letzten 40km schaffte ich es dabei sogar das Hinterrad von Franz Preihs, einem meiner großen Vorbilder ( mehrmalige Finisher des Race Across Amerika) im Ausdauerbereich zu halten. In der Tageswertung wieder Platz 5 in 6H02min…

8. Etappe Laura-Cooktown 142km/1.250hm

Die ersten 50 Kilometer auf Schotter waren noch ganz gut zu fahren, auch wenn hin und wieder sandige Stellen an den Kräften zehrten. Was dann kam habe ich noch nicht erlebt: Über 30 Kilometer Corrugations (Wellblechpiste). Fahren kann man das nicht nennen! Ich werde dermaßen durchgeschüttelt, kann kaum noch die Hände um den Lenker schließen, fahre fast die ganze Zeit im stehen und habe das Gefühl das sich jede Füllung in meinen Zähnen gelockert haben muss. und dazu heiss…sehr heiss…jeder Wassertropfen ist da willkommen…Das hat mich schon einiges an Moral gekostet, um nicht einfach vom Rad zu steigen und zu sagen: „Ihr könnt mich mal … Aber irgend wann ist es dann überstanden und es geht auf Schotter weiter, es folgen noch ein paar Anstiege und die letzten 25 Kilometer geht es sogar auf Asphalt bis nach Cooktown: Hier weht mir zwar ein scharfer Wind vom Pazifik entgegen, aber alleine der salzige Geruch lässt darauf schließen, das es nicht mehr weit bis ins Ziel sein kann. Auch wenn der letzte Kilometer mit seinen 30% Anstieg auf den Grassy Hill von Cooktown noch mal die allerletzten Reserven fordert. Die wunderschöne Aussicht, am Fuße des Leuchtturms, mit Blick auf den Pazifik lässt mich die Tortur des Tages fast schon wieder vergessen! Vor allem weil uns ein Campingplatz vom Feinsten erwartet…Riesige Dusch/WC Räume , Wäschewaschautomaten etc. Heute habe ich in der Altersklasse nur den 7.Platz belegt, aber meinen 5.Platz gesamt weiter verteidigt und das kleine Opossum oder was auch immer es war, hat sich in das Nachbarzelt eingeschmuggelt und nicht beim mir !

9. Etappe Cooktown-Ayton 80km/1200hm…verkürzt…
Der heutige Tag hat es noch mal in sich: Los geht es erst einmal mit sanften Hügeln, aber später folgen dann knackig steile Anstiege. Auf einem sehr rauen Zick Zack Track geht es noch durch mehrere Bäche und Flüsse, immer wieder gespickt durch knackige Anstiege. Vorsicht war dann angesagt auf einer langen, sandigen und ausgewaschenen Abfahrt. Die letzten zehn Kilometer nach Ayton rollen wir auf Asphalt! Trotz der Verkürzung wegen eine überfluteten Flussdurchquerung ene richtig anstrengende Etappe, bei mir lief es aber richtig gut und unter Activator-Einsatz konnte ich wieder etwas Zeit gutmachen und auch meinen Lieblingsaltersklassenkonkurrenten (Nr.74),der sich grundsätzlich bis kurz vor Ende jeder Etappe im Windschatten ausruht um dann den Sprint anzuziehen wieder um Radbreite, wie schon am Vortag schlagen …jipppiii…3h06min und wieder Platz 5…
Der Zeltplatz war schön (mitten in der Sonne)und ich hatte wieder die Ehre neben Urs Huber, dem Führenden nächtigen zu dürfen…aber wieder ganz weit weg von jeder Zivilisation, einziger Lichtblick 2km weg ein Pub… Pech hatte ich dagegen mit den Schlafliegen, zum ersten Mal erwischte ich nur noch das grüne Modell „Fakirgeeignet“…d.h. raus mit dem Ding und auf dem Boden geschlafen…bzw. zumindest versucht…

10. Etappe Ayton-Cape Tribulation

Letzte Etappe Zeitfahren 40km , 700hm
mit vielen 30% Rampen,also genau mein Ding…meine Form wurde eh mit Fortschreiten des Rennens immer besser , also
gab ich Vollgas… Lohn war meine beste Tagesplazierung mit Platz 4 , was mir im Gesamtklassement den 5.Platz sicherte.
Zudem hatte ich ja aus der Transalp gelernt , dass es manchmal besser ist nicht als erster in eine unbekannte Flussdurchquerung reinzufahren…

Aber die ganze sportliche Seite wurde überlagert durch überwältigende Erlebnisse im Kreis der Fahrer-/ Betreuer-/Helfer-Familie, die wir in den 10 Tagen geworden waren plus den Natureindrücken dieses Landes mit seiner Küstenregion, dem tropischen Regenwald, dem magischen Outback, mit seiner Pflanzen und Tierwelt und der großen Hitze die ständig herrschte und den immer noch ungewohnt warmen Temperaturen nachts, die mich nicht schlafen ließen.

Daher wohl auch meine eher stille Freude über das Erreichte Ziel.

Offizieller Abschlussbericht des Veranstalters

Die Sieger heißen gleich wie 2009: Urs Huber vor Bart Brentjens und Mike Mulkens. Der Weg dorthin jedoch war ungleich spannender, umkämpfter und dramatischer.

66 Finisher, und jeder von ihnen ein Sieger, rollten am 28.10. gegen Mittag am Strand von Cape Tribulation ein. Hinter ihnen lagen 1.200 Kilometer und 12.000 Höhenmeter durch Regenwald, Buschland und Outback, über Schlaglöcher, Corrugations und Sand, gegen Hitze, Wind und den inneren Schweinehund. Insofern war das Kap der Leiden der Ort mit dem wohl passendsten Namen, um die 16. Crocodile Trophy zu einem Ende zu bringen. Umgeben von Palmen, Sandstrand und Meer überwogen dann aber definitiv Freude und Stolz über das Geleistete – und die schönen Erinnerungen.
„Das war die abenteuerlichste Trophy überhaupt, mit vielen Ups und Downs“, zieht Veranstalter Gerhard Schönbacher Bilanz. Überschattet von einem tragischen Todesfall (der 59-jährige Niederländer Weit Heuker verstarb im Schlaf an einem Herz-Kreislauf-Versagen) und begleitet von allerlei Turbulenzen, welche die Improvisationskünste der Organisation forderten (Streckenänderungen bzw. Neustart aufgrund von Muren und Hochwasser, defekte Versorgungs-Autos etc.), zeichnete sich die 16. Auflage des Etappenrennens durch Australiens Outback gleichzeitig durch hohe Klasse aus: „Was die Qualität der Fahrer an der Spitze anbelangt, war das wohl die beste Trophy aller Zeiten.“
Gleiches Podium wie 2009
In Zahlen: Sechs verschiedene Etappensieger, und eine Handvoll weiterer Fahrer, die das Rennen um die begehrten Bumerangs mit etwas mehr Glück oder weniger Defekten ebenfalls hätten machen können. Die Nase vorne hatte am Ende aber das gleiche Trio wie im Vorjahr.
„Ich bin überglücklich, die Trophy ein zweites Mal gewonnen zu haben. Nach einer langen Saison mit Höhen und Tiefen ist das ein sehr versöhnlicher Abschluss“, so Gesamtsieger Urs Huber. Der Schweizer hatte sich mit einer fulminanten ersten Etappe genug Vorsprung herausgearbeitet, um das Rennen ab dann von vorne kontrollieren zu können. Beim finalen Zeitfahren spielte der Team-Stöckli-Fahrer nochmals seine Uphill-Qualitäten aus und siegte schließlich mit 5:17 Minuten Vorsprung auf den Niederländer Bart Brentjens. Der 25-Jährige war übrigens heuer ohne Betreuer angereist und bereute es nicht, von der Bike- bis zur Radwäsche sämtliche vor- und nachbereitenden Handgriffe selbst gemacht sowie im Zelt geschlafen zu haben. „Natürlich ist das viel Arbeit. Aber ich finde, dass es so besser zum Spirit der Crocodile Trophy passt.“
Von der Dichte des Spitzenfeldes und dem damit spannenden Rennverlauf angetan, zeigte sich auch Bart Brentjens (NED) von seiner zweiten Australien-Reise begeistert. „Leider habe ich das Rennen gleich am ersten Tag aufgrund eines Hungerastes verloren. Aber insgesamt war es ein toller Wettkampf, und Urs hat sich den Sieg wirklich verdient“, so der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister, der es auf drei Etappensiege brachte.
Ob der 42-Jährige ein drittes Mal bei der Crocodile Trophy antritt, macht der zweifache Vater von seiner Familie abhängig – detto Mike Mulkens (BEL), dem bei aller Konstanz erneut ein Tagessieg verwehrt blieb. Der Vollzeit berufstätige Techniker freut sich nach seiner sensationellen Verteidigung des dritten Podiumsplatzes auf ein paar ruhigere Wochen mit Freundin und Betreuerin Mieke – und darauf, auch künftig so viel Spaß wie möglich am Bike zu haben.
Hans und Abby took it all
Im Rennen der Damen triumphierte Abby McLennan mit dem deutlichsten Vorsprung seit langem. Die Vorjahres-Dritte gewann alle neun gewerteten Etappen und fuhr insgesamt 7:53 Stunden auf Lauretta Howarth und Nancy Carceres heraus. Von ihrem Mann Scott zu einer neuerlichen Teilnahme überredet, ging für die Australierin mit ihrem Gesamtsieg ein Traum in Erfüllung.
„Ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben und versucht, schnelle Gruppen zu halten, damit meine beiden Teampartner nicht so hart arbeiten müssen. Jetzt haben wir uns alle eine Pause verdient, dann sehe ich weiter“, hat die 30-Jährige noch keine konkreten sportlichen Zukunftspläne.
Ebenfalls mit Punkte-Maximum in der Masters 3-Klasse kehrt der Auslands-Österreicher Hans Dielacher in seine Wahlheimat Byron Bay an der Gold Cost zurück. Der 55-Jährige war lange Zeit im Zweifel, ob ihm das Etappenrennen nicht eine Nummer zu groß sei. Nach Platz zwei bei der TransAlp 2009 entschied er sich aber schließlich zur Teilnahme. „Dass ich jeden Tag wieder so weit vorne mitfahren konnte, macht mich stolz“, resümiert der insgesamt 14.
Esten dominieren Teamwertung
Angeführt vom mehrfachen Tour de France-Etappensieger Jaan Kirsipuu, sicherte sich eine dreiköpfige Delegation aus Estland die Teamwertung. Sowohl der ehemalige Träger des Gelben Trikots als auch sein Kollege Allan Oras fahren mit einem Bumerang nach Hause, der estnische Superstar führte zusätzlich vom ersten bis zum letzten Tag die Gesamtwertung der Masters an.
Eine Altersklasse darunter freute sich der Belgier Christof Mariën über den Sieg in der M1. „Das ist definitiv mein bestes Jahr, und dieses Ergebnis ist die Krönung, zumal mir die wenigsten Etappen vom Profil her lagen.“, so der Straßenfahrer mit einer Vorliebe fürs Flache.
Und auch die beiden E-Biker, Udo Huber und Klaus Sever, waren zufrieden. Ersterer, weil er trotz technischer und körperlicher Probleme manch harte Etappe beenden konnte und mit beeindruckenden Impressionen, neuen Bekanntschaften und einem vagen Vorhaben (Comeback zum 60er, auf einem stromlosen Bike) heimkehrt; Letzterer, weil er nach 2009 erneut finishen und diesmal sogar eine Klasse anführen konnte. „Das Duell mit Udo hat Spaß gemacht. Interessant wäre es jetzt noch, ob man mit ein wenig Training auf solch einem Bike auch eine Etappe gewinnen könnte“, spinnt der deklarierte Nicht-Biker für ihn gar untypische Gedanken – und wird deshalb mit jener Weisheit konfrontiert, die wohl für alle gilt, die nun mit wunden Hintern, abgeschürften Armen, müden Beinen, aber tollen Erinnerungen eine neuerliche Teilnahme überlegen: Sag niemals nie …